Schritt für Schritt zum gut erzogenem Pferd

Schritt für Schritt zum gut erzogenem Pferd

Wer kennt das nicht? Man hat sein erstes eigenes Pferd, womöglich auch noch ein Jungpferd, welches noch nichts kann.
So habe ich vor ca. 3,5 Jahren mit einem Jungpferd angefangen. Davor hatte ich schon andere Pferde aber die waren schon weiter als dieses.
Nun hatte ich also ein Jungpferd (ich wollte doch eigentlich ein älteres, gerittenes Pferd) und muss zugeben, ich war am Anfang schon etwas überfordert, habe so manches mal geflucht als "dieser blöde Gaul" nicht das tat was ich wollte.
Wie gerne hätte ich Hilfe gehabt, doch ein Trainer kostet nun mal eine Menge Geld. Geld was ich nicht hatte, also musste ich mich durchkämpfen.

Mit diesem Blog möchte ich euch, die ihr euch womöglich auch keinen Trainer leisten könnt, eine Hilfestellung geben, damit ihr es leichter habt als ich.
Viel Spaß mit dieser Seite und ich hoffe ich kann euch damit ein wenig helfen.

Grundlagen der Pferdeerziehung Teil 1

Wie gehe ich auf mein Pferd zu?
Wir gehen in einem leichten Bogen mit dem Blick am Pferd vorbei.
Aber warum gehen wir nicht den direkten Weg?
Ganz einfach, Pferde haben ihre Augen seitlich und können somit auch dort besser sehen. Wir Menschen als Raubtiere fixieren unsere "Beute" und jagen gezielt, ein Pferd tut das nicht und fühlt sich somit eher von uns Menschen bedroht.
Pferde mögen es nicht, wenn man ihnen in die Augen schaut. Für das Pferd bedeutet es, dass es weggehen soll, obwohl der Mensch es doch einfangen möchte.
Machen wir es uns doch leicht und lassen das Pferd zu uns kommen. Wir stellen uns also seitlich zum Pferd und bieten ihm an zu uns zu kommen, denn hier geht es ihm gut (hier kann man für die ersten Male auch ein Leckerlie mitnehmen)
Als nächstes streicheln wir unser Pferd ausgiebig.
Einige werden sicher fragen warum denn streicheln? Ich klopfe mein Pferd doch immer...
Man bekommt in vielen Reitschulen beigebracht ein Pferd zu klopfen, wenn es etwas gut gemacht hat aber haben wir uns je gefragt warum wir das tun? ... also ich habe früher nie darüber nachgedacht und dachte, je besser mein Pferd etwas gemacht hat, desto doller muss ich klopfen... ein weitverbreiteter Irrglaube. Ein Pferd kennt kein Klopfen, es kennt nur das Treten eines anderen Pferdes, wenn es Mist gebaut hat.
Das Streicheln oder auch kraulen kennt es jedoch, durch den sozialen Kontakt  zu seinen Artgenossen. Als Fohlen wird es von der Mutter trocken geschleckt, es wird also positiv aufgenommen und abgespeichert als „das ist gut“ und auch das Kraulen mit den Artgenossen tut gut, also warum nicht das Pferd mit Kraulen oder Streicheln belohnen?


Aufhalftern
Wenn wir unser Pferd zum ersten Mal aufhalftern wird es möglicherweise noch Angst davor haben. Um dem Pferd diese Angst zu nehmen können wir es einfach mit dem Halfter streicheln, bis es sich daran gewöhnt hat (es desensibilisieren) und dann können wir den Strick auf um den Hals legen und das Halfter vorsichtig über Nase und Ohren ziehen. Wir stellen uns dabei seitlich daneben, so haben wir einen guten Überblick und das Pferd kann uns nicht so schnell umrennen.
Ganz wichtig ist, immer wenn das Pferd es auch nur ansatzweise gut gemacht hat, sofort loben.


Anbinden
Den Knoten vom Anbinden kennt ihr wahrscheinlich schon, ich werde ihn im Video jedoch trotzdem noch einmal zeigen.
Beim Anbinden ist es wichtig, dass das Pferd sich nicht aufhängen kann. Ich bevorzuge mein Pferd gar nicht anzubinden.
Ebenso ist es wichtig, dass der Knoten immer schnell lösbar ist. Ich habe es mal erlebt das jemand sein Pferd lang angebunden hat, damit es fressen kann, das Ende des Strickes war kaum noch greifbar, geschweige denn, dass man vernünftig daran ziehen konnte. Das Pferd geriet mit dem Kopf unter den Strick und nur ein Messer konnte es noch befreien (zum Glück hatte gerade jemand ein Messer parat). So etwas kann übel ausgehen also lasst euch immer genügend Strick um daran ruckartig ziehen zu können.
Bei Jungpferden, die das Angebundensein noch nicht kennen, ist es ratsam keinen Knoten zu machen, sondern den Strick zwei bis drei mal durch den Anbindering oder ähnliches zu ziehen oder zu Wickeln und das Ende des Strickes in der Hand zu behalten. Wenn das Pferd nun Panik bekommt können wir schnell nachgeben und das Pferd beruhigt sich wieder, ist aber noch nicht frei und wir können wieder etwas annehmen.


Hufe geben
Um dem Pferd das Hufe geben beizubringen, ist es wichtig zuerst dem Pferd klar zu machen, dass man ihm nicht in die Beine beißen möchte. Bei Zebras kann man es sehr gut sehen das Rangkämpfe immer mit Beinebeißen ausgefochten werden, bei unseren Hauspferden ist dieser Instinkt nur noch sehr schwach aber er ist noch da.
Wie erklären wir unserem Pferd jetzt, dass wir seinen Beinen nichts tun wollen? Wir streicheln zunächst die Beine, wenn unser Pferd nach uns treten will, können wir auch erstmal eine Gerte oder einen Strick nehmen und damit die Beine entlang streicheln und ignorieren unerwünschtes Verhalten. Wenn das Pferd nach der Gerte tritt ist das nicht weiter wild.
Irgendwann wird unser Pferd dann feststellen müssen, dass wir gar nichts Böses im Sinn haben und wird es brav hinnehmen. (bei einigen Pferden kann es eine Weile dauern, lasst euch davon nicht entmutigen)
Wenn unser Pferd die Berührungen brav akzeptiert, geht es an das Hufe aufnehmen. Auch hier ist wieder Vorsicht geboten, da bevorzuge ich dann auch wieder einen langen Strick. (wie im Video gezeigt)
Bei den Vorderbeinen kann es sein, dass das Pferd sich zurücklehnt oder „rudert“, es versteht ja noch nicht was es soll. Hier ist der Strick vom Vorteil, weil man mehr Abstand halten kann und sollte das Pferd sich zurücklehnen kann man es am Halfter wieder vorholen. Achtet aber auch auf den Kopf, es kann passieren, dass manche Pferde versuchen zu beißen, dies sollte dann konsequent bestraft werden.
Ganz wichtig ist das man hier auch halbe Schritte belohnt, allein wenn das Pferd den Huf anhebt, müssen wir sofort loben.
Bei den Hinterbeinen heben wir die Hufe unter den Bauch, so hat das Pferd weniger die Möglichkeit nach uns zu treten und wir können uns weiter nach vorn stellen.
Hier wird das Pferd möglicherweise versuchen auszuweichen oder evtl. versuchen zu treten. Wenn das Pferd ausweicht müssen wir dran bleiben, nicht den Huf krampfhaft versuchen oben zu halten sondern mitgehen bis das Pferd ruhig steht und dann loben, anschließend den Huf wieder anfordern und das solange bis es einmal geklappt hat.
Das Treten sollten wir ignorieren, wir stehen ja weit genug weg, sodass es uns nicht treffen kann, sollte das nicht der Fall sein und das Pferd tritt gezielt nach uns dann müssen wir wieder konsequent strafen. (ein scharfes „Nein“ sollte fürs erste genügen)

Zur Korrektur, im Video ist der Strick am Halfter befestigt. Bei einem Pferd das noch die Hufe noch nicht geben kann bitte einen 2ten Strick verwenden.